Inhalt
Broschüre zur ersten Erhebungswelle: Hünlich, David/Wolfer, Sascha/Lang, Christian/Deppermann, Arnulf (2018): Wer besucht den Integrationskurs? Sprachliche und soziale Hintergründe von Geflüchteten und anderen Zugewanderten. Leibniz-Institut für Deutsche Sprache: Mannheim.
- Kurzbeschreibung
- Hinweise zum Fragenkatalog
- Karte der Herkunft der Teilnehmer/innen
- Darstellungen kollektiver Sprachbiografien (Themenheft Deutsche Sprache)
- Clusteranalyse (Themenheft Deutsche Sprache)
- Clusteranalyse (Informationsbroschüre für pädagogische Fachkräfte, Kursträger und Politik)
Kurzbeschreibung
Für die erste Erhebungwelle wurden die Kursteilnehmer/innen zu Beginn des Integrationskurses während Modul 1 oder im frühen Modul 2 interviewt. Der Erhebungszeitraum lag zwischen Ende September bis Ende Oktober 2016. Die erste Erhebung fand in 42 allgemeinen Integrationskursen statt. Sie wurde von insgesamt dreizehn Trägern in Baden-Württemberg (3), Bayern (5), Hessen (2), Nordrhein-Westfalen (2) und Sachsen (1) unterstützt.
Die erste Erhebungswelle wurde den Teilnehmer/innen in folgenden sechzehn Sprachen zur Verfügung gestellt: Arabisch, Bulgarisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kurdisch (Kurmandschi), Persisch, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Spanisch, Türkisch, Tigrinya und Ungarisch. Bis auf wenige Ausnahmen wurde das fremdsprachige Angebot von den Teilnehmer/innen bevorzugt, so dass fast alle Daten vor der Auswertung rückübersetzt wurden.
Mehrsprachige Mitarbeiter/innen vor Ort, ein Einführungsvideo mit fremdsprachigen Untertiteln sowie eine Einverständniserklärung in den genannten Sprachen unterstützten die Vermittlung des Vorhabens und halfen Vertrauen zu schaffen. Insgesamt entschieden sich 606 Integrationskursbesucher/innen an der Umfrage teilzunehmen. Darunter befanden sich 305 Geflüchtete und 301 Zugewanderte mit anderen Migrationsmotiven, die in Publikationen als Vergleichsgruppe dienen können.
Die vorformulierten Ziele der ersten Erhebungswelle waren :
- soziodemographische Daten zu sammeln und diese mit Angaben zum Sprachenrepertoire und zur Sprachbeherrschung in Beziehung zu setzen,
- Sprachbiographien nachzuzeichnen und für einige Gruppen von Geflüchteten mögliche Generalisierungen zu diskutieren,
- aus sozialer und sprachlicher Sicht erkennbare, neue Gruppen von Teilnehmer/innen an den Integrationskursen zu diskutieren und auf mögliche Bedürfnisse dieser Gruppen aufmerksam zu machen,
- einige Daten zur sozialen Situation der Kursteilnehmer/innen in Deutschland festzuhalten und mit Angaben zum Spracherwerb des Deutschen und dem Gebrauch des Englischen in Deutschland in Beziehung zu setzen,
- die Teilnehmer/innen durch eine Aufnahmesituation an das Aufnahmeformat zu gewöhnen und dabei einen Referenzpunkt für den Performanztest in der zweiten Erhebung zu setzen.
Hinweise zum Fragenkatalog
Die erste Erhebung umfasste vier Frageteile.
Teil 1: Im ersten Teil wurden soziodemographische Fragen mit Angaben zum Spracherwerb in verschiedenen Lebensabschnitten verbunden, um sprachbiographische Daten erstellen zu können.
Teil 2: Im zweiten Teil wurden die Teilnehmer/innen um Selbsteinschätzungen zu den angegebenen Sprachen gebeten. Dazu sollten sie die Gebrauchsfrequenz der angegebenen Sprachen in verschiedenen Lebensabschnitten schätzen und eine Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten in den angegebenen Sprachen vornehmen.
Teil 3: Hier folgten Fragen zur sozialen Situation in Deutschland und dem Gebrauch des Deutschen bzw. Englischen in der gegenwärtigen Situation.
Teil 4: Nach einer Aufnahme in der Muttersprache und auf Deutsch per Headset folgten einige Rückfragen zur Umfrageschwierigkeit und zum Integrationskurs. Die Umfrage endete mit einem Kommentarfeld zur Frage, wie die Teilnehmer/innen sich ihre Zukunft in Deutschland vorstellen.
Von den 207 Fragen, die in einer App programmiert und auf Tablets präsentiert wurden, musste eine Mindestanzahl von 40 und eine Höchstzahl von 190 Fragen beantwortet werden. Je nach der Logik der Antworten wurden den Teilnehmer/innen Folgefragen gestellt. In der Regel verbrachten die Teilnehmer/innen mit der gesamten Umfrage 30 - 40 Minuten.
Karte der Herkunft der Teilnehmer/innen
Die untenstehende Karte wurde von Christian Lang mit Hilfe von Shiny App generiert. Sie enthält die anonymisierten Herkunftsdaten und die Angaben zu den Durchgangsländern auf dem Weg nach Deutschland von allen 606 Teilnehmer/innen an der ersten Erhebung (Geflüchtete und andere Zugewanderte). Die Infobox links unten enthält eine Beschreibung der Ansichtsmodi und Hinweise zur Handhabung der Karte.
Darstellungen kollektiver Sprachbiografien (Themenheft Deutsche Sprache, September 2018)
Untenstehende Grafiken stammen von Sascha Wolfer und sind Teil unserer Sonderpublikation in Deutsche Sprache. Gezeigt werden häufig genannte Erwerbsstadien und erworbene Sprachen unter den syrischen Geflüchteten und unter eritreischen Geflüchteten, die an unserer ersten Erhebungswelle teilnahmen. Die Grafiken stellen die Beziehung zwischen bestimmten Sprachen und bestimmten Erwerbsumständen linear dar und sind nicht streng chronologisch zu lesen. Für die syrischen Geflüchteten präsentieren wir auch ein Sankey-Diagramm (Flußdiagramm), das die Anzahl der neuen Sprachlerner/innen in den verschiedenen Lebensstadien etwas deutlicher relativiert.
Clusteranalyse (Themenheft Deutsche Sprache, September 2018)
Ziel der Clusteranalyse im Themenheft Deutsche Sprache ist die Beschreibung unterscheidbarer Teilnehmergruppen unter den 305 Geflüchteten in unserem Datensatz nach sozialen und sprachbiographisch relevanten Gesichtspunkten. Die folgende Flashanimation kombiniert die Ergebnisse der Clusteranalyse.
Folgende numerische Faktoren wurden in die Analyse einbezogen: (1) Alter, (2) Bildungsjahre, (3) Aufenthaltsdauer in Deutschland, (4) Anzahl der Jobs vor Ankunft in Deutschland, (5) Anzahl der Länder in denen ein Aufenthalt erfolgte (vor Deutschland), (6) Anzahl der Erstsprachen, (7) Anzahl der Schulsprachen, (8) Anzahl der Sprachen, die bei der Arbeit zum Einsatz kamen, und (9) Anzahl aller Sprachen die in der Erhebung angegeben wurden.
Die Erstellung des Dendrogramms erfolgte nach dem Algorhitmus "Ward" mit euklidischer Distanz. Andere Algorhitmen führten zu ähnlichen Gruppierungen, weswegen die Darstellung sich hier auf ein Dendrogramm mit unterschiedlichen Einfärbungen der individuellen Teilnehmer/innen (als "Blätter" des Baumes) beschränkt.
Die Einfärbung der Blätter erfolgte nach folgenden Kriterien:
- Herkunftsland
- Alter
- Ausbildungsjahre
- Bildungsabschluss
- Arbeitserfahrung
- Anzahl aller angegebenen Sprachen
- Anzahl der Sprachen mit "guter Produktion" (mündl. & schriftl. Selbsteinschätzung)
Die Darstellung kann in den Vollbildschirmmodus umgestellt werden. Die Legenden auf der rechten Seite enthalten genauere Informationen zur Farbgebung.
Clusteranalyse (Informationsbroschüre für pädagogische Fachkräfte, Kursträger und Politik)
In unserer Broschüre "Wer besucht den Integrationskurs? Soziale und sprachliche Hintergründe von Geflüchteten und anderen Zugewanderten" identifizieren wir anhand einer Clusteranalyse fünf größere Teilnehmergruppen in den Integrationskursen, die wir relativ detailliert beschreiben können. Die folgende Darstellung gestattet einen genaueren Einblick in die Zusammensetzung der Gruppen.
Wie auch in der Clusteranalyse zu den Gruppen von Geflüchteten (siehe oben) wurden folgende Faktoren für die Clusterbildung herangezogen: (1) Alter, (2) Bildungsjahre, (3) Anzahl der Jobs vor Ankunft in Deutschland, (4) Aufenthaltsdauer in Deutschland, (5) Anzahl der Länder in denen ein Aufenthalt erfolgte (vor Deutschland), (6) Anzahl der Erstsprachen, (7) Anzahl der Schulsprachen, (8) Anzahl der Sprachen, die bei der Arbeit zum Einsatz kamen, und (9) Anzahl aller Sprachen die in der Erhebung angegeben wurden.
Das resultierende Dendrogramm wird in der Broschüre nur abstrakt und in Kreisform dargestellt. Das untenstehende (klassische) Dendrogramm ist detaillierter. Es stellt einen umgedrehten Baum dar und enthält alle Teilnehmer/innen als Endpunkte der Verzweigungen in einer Reihe. In der ersten Reihe haben wir die Teilnehmer/innen nach Alter eingefärbt. In mehreren Reihen darunter haben wir die Teilnehmer/innen nach anderen Clusterfaktoren aber auch nach anderen Beschreibungsmerkmalen eingefärbt. Mit einer Vergrößerungsfunktion lassen sich so die Angaben in unserer Broschüre auf S. 34 f. genauer nachverfolgen und nachvollziehen. Sollte an der Visualisierung einzelner Faktoren Interesse bestehen, kontaktieren Sie uns bitte direkt.